Närrische Gerichtsverhandlung im Marschiertor

11.10.2016 - Wir schrieben das Jahr 2001 als der Pennsoldat Jürgen Brammertz vor dem närrischen Kriegsgericht der Oecher Penn stand und aufgrund seiner „kurzzeitigen Disziplinlosigkeit“ verurteilt wurde. 15 Jahre später fand sich eben jener Jürgen Brammertz, nunmehr Kommandant der Oecher Penn, erneut auf der Anklagebank wieder. Er sah sich mit einer Anklageschrift konfrontiert, die ihn bezichtigte, in der diesjährigen Session „im Zustand alkoholischen Einflusses den Waffenrock abgelegt und diesen mit einem „gemeinen" Soldaten getauscht“ zu haben. Dies soll, wie der Vertreter der Anklage, Markus Cosler, dem närrischen Militärtribunal unter Vorsitz von Richter Winfried Wüst erläuterte, in der Absicht geschehen sein, sich einen Vorteil zum intensiven Alkoholkonsum zu verschaffen“.

Für die standesgemäße Verteidigung des Penn-Kommandanten sorgte Steffen Kling , abseits der Narretei tatsächlich Strafverteidiger und zugleich Kommandant des mit der Oecher Penn seit vielen Jahren befreundeten Mannheimer Traditionskorps.

Es folgte die Vernehmung der Zeugen, angefangen bei Ralph Sieger, dem Inhaber der Kellerbar, in der das Verbrechen geschah, über den medizinischen Gutachter Dr. Achim Wodrich, der dem Penn-Kommandanten eine „schwere karnevalistische Flatulenz“ bescheinigte, bis hin zum Vater des Angeklagten, Georg Brammertz, dessen Erziehung und Vorbild wahrscheinlich bereits den Grundstein für die späteren Verfehlungen legten.

Damit sich das hohe närrische Gericht ein unverfälschtes Bild der Lage machen konnte, wurde allen Zeugen ein aus der Wacholderbeere gewonnenes Wahrheitsserum verabreicht. Das Publikum folgte der Verhandlung gebannt, die zwischen gerufenen Kommentare schwankten zwischen „Freispruch“ und „Aufhängen“.

Obwohl sich nach zwei Stunden intensivster Zeugenvernehmung herausstellte, dass der Angeklagte Jürgen Brammertz schon seit frühesten Jahren am sogenannten Virus Carnevalensis leidet und der Uniformtausch eine fast unverschuldete Ausprägung dieser schweren Krankheit war, schmetterte das närrische Tribunal den Antrag der Verteidigung auf Freispruch ab. Der vorsitzende Richter Winfried Wüst ließ sich dabei auch nicht von der kurzen, herzerweichenden Ansprache des Angeklagten selbst erweichen, in der dieser mit Anekdoten aus seiner Kindheit ohne Spielecke aufwartete, und verurteilte ihn dazu, in der kommenden Session in den beiden Penn-Bussen jeweils einmal als „Saftschubse“ tätig zu werden.

Damit war das Urteil gefällt, die Verhandlung geschlossen und das Publikum wurde in den anschließenden geselligen Dämmerschoppen entlassen.



(Text: Stadtgarde Oecher Pen



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