55 Jahre Dreigestirne im jecksten Dörp von Europa

01.02.2021 - „Eimol Prinz zu sin in Kölle am Rhing, in enem Dreigestirn voll Sunnesching!“ Diese Textzeile aus dem Prinzenlied des Kölner Dreigestirns von 1993 mit Prinz Vicky I. Junggeburt hallt bis heute nach und ist längst ein Klassiker geworden. Sehr häufig wird dieses Lied bei Proklamationen oder bei Einmärschen der Tollitäten in die Säle angestimmt und alle singen, weil Textstark, begeistert mit. Das Dreigestirn als Konstellation ist ursächlich im Kölner Karneval beheimatet, aber viele Vereine außerhalb der Domstadt haben diese Idee erfolgreich adaptiert.

So auch die KG Grün-Weiss Lichtenbusch, die in dieser Session ihren 5 x 11. Geburtstag feiert. Die Jubelfeierlichkeiten wurden aus bekannten Grüßen auf die kommende Session vertagt. Nicht nur der Verein feiert ein Jubiläum, sondern auch die Lichterbuscher Tradition der Dreigestirne. Damit nehmen die Lieteböscher nicht nur als jeckstes Dörp von Europa und als Verein, der auf der deutsch-belgischen Landesgrenze liegt, eine Sonderstellung ein. Lichtenbusch stellt als einziger Aachener Ortsteil seit 55 Jahren ein Dreigestirn - absehen von 1991/1992 wegen des Irak-Krieges und 2021 wegen des Corona Shutdowns.

Der erste Prinz im Grenzdorf Lichtenbusch war 1936 Peter I. Scheen. Aber so richtig los mit den Tollitäten ging es 1966 mit der Gründung der KG Grün-Weiss Lichtenbusch, die aus dem Fußballverein SC Grün-Weiss Lichtenbusch hervorging. Zunächst ab 1952 als Unterabteilung des Sportclubs installiert, wurde 1966 die Karnevalsgesellschaft gegründet. Gleich in der Gründungssession wurde mit Prinz Lambert Hoffmann, Jungfrau Gerd Könen und Bauer Heinz Bartz das erste Dreigestirn nach Kölner Vorbild proklamiert.

Es folgten bis zum heutigen Tag insgesamt 53 Dreigestirne. Alle Dreigestirne haben einige Gemeinsamkeiten: Spaß am Karneval, Lust auf die Dorfgemeinschaft und den Schalk im Nacken. So ist es auch zu verstehen, dass es im „Dörp“ einige Dreigestirnsmitglieder gibt, die Wiederholungstäter sind und über mehrere Sessionen im Dreigestirn mitwirkten. Allerdings darf jedes Mitglied jede Rolle - Prinz, Bauer oder Jungfrau - nur einmal innerhalb von elf Jahren bekleiden. Das Dreigestirn, die oberste Instanz der Jecken in Lichtenbusch, ist so beliebt, dass die Lichtenbuscher stolz auf eine lückenlose Historie sind und dass sie bisher in jeder Session ein Trifolium proklamieren konnten.

Ebenfalls ein typisches Lichtenbuscher Alleinstellungsmerkmal ist die Vorstellung der künftigen Tollitäten erst am Abend der Proklamation (aktuell im Saal Kessel). Die Identität der künftigen Würdenträger ist ausschließlich dem Präsidenten der KG und dem Dreigestirn selbst bekannt. Im Restaurant „Zur Heide“ wird sogar auf die Zusammensetzung des Dreigestirns getippt. Die Hälfte der Tippeinnahmen fließen meist der Jugendabteilung der Gesellschaft zu. Am Abend der Proklamation werden die künftigen Würdenträger in grünen Säcken gehüllt unter johlendem Beifall auf die Bühne geführt und dort unter großem Jubel enthüllt.

Das aktuelle Prinzenzepter, das in jedem Jahr an den dann amtierenden Prinzen weitergereicht wird, musste während der Session 2007 kurzfristig erstellt werden. Prinz Mätti I. Götemann hatte innerhalb weniger Tage bei Auftritten zwei Zepter aus Hartkunststoff zerlegt. Nun mussten Handwerker ran, die aus Aluminium ein unkaputtbares Zepter gedreht haben. Pech für den Prinzen und für seine nachfolgenden prinzlichen Brüder: Das Zepter wiegt rund 6 Kilogramm.



Zurück zur Übersicht